Tagung
Der Nationalsozialismus im Film oder „Das Böse lässt sich nicht verfilmen“
Samstag, 2. April 2016
13:00 bis 18:00
Oberwart, Offenes Haus Oberwart, Lisztgasse 12
Mahnmale, Erinnerungsorte und die Art des öffentlichen Gedenkens an den Holocaust werden in unserer Gesellschaft kontinuierlich diskutiert, das politische und kulturelle Selbstverständnis ist aber stark von Bildern geprägt. Besonders Filme wirken nachhaltig auf unsere Wahrnehmung, unsere bildliche Erinnerung und somit das Bewusstsein der Gegenwart. Seit der US-TV-Serie "Holocaust“ in den 1970er Jahren wurden unzählige fiktionale Produktionen über die NS-Zeit gedreht, mit den Themen: Alltag, Krieg, Verfolgung, Hitler, Widerstand. Die vielfältigen Film- und Fernsehproduktionen über die Zeit des Nationalsozialismus und den Holocaust speisen ein mediales Gedächtnis, das prägend auf unsere Vorstellungen von der Vergangenheit wirkt. Ein Nebeneinander von history und story, historischen Fakten und Erzählung beeinflusst Wissen und Erinnerung. Dem Dokumentarfilm – oder der faktenorientierten Wissensvermittlung – sind engere Grenzen gesetzt als der fiktionalen Erzählung. Die meisten filmdokumentarischen Geschichtsdarstellungen verwenden historisches Bildmaterial, also auch NS-Propagandamaterial. Diese immer wieder auf- tauchenden und gleichen Bilder bzw. Film- sequenzen werden zu einer Art "kollektivem Gedächtnis". Film und visuelle Medien schaffen nicht nur Räume, in denen die Auslegung von Vergangenheit verhandelt wird, sondern sie nehmen auch Einfluss auf das "Wie" der Erinnerung.Wie ändern sich die – bewegten und bewegenden - Bilder durch die Jahrzehnte, wie unterscheiden sie sich voneinander? Und wie beeinflussen und prägen sie die zeitgeschichtlichen Diskussionen um Täterschaft und Verleugnung, Erinnerung und Opfergruppen, nationale Selbstdefinition und staatliche Geschichtspolitik?
Frank Stern (Wien): Spielfilme zwischen Verantwortungsbewusstsein und Entlastungsstrategie der Nachgeborenen
Eduard Erne (Zürich, Frankfurt am Main): Vergangenheit ist Gegenwart oder was hat das mit Film zu tun?
Moderation: Walter Reiss
Filmnacht
Samstag, 2. April 2016, 18:00 Uhr – 24:00 Uhr
Dieselkino Oberwart, Europastraße 3, 7400 Oberwart
18:00 Uhr
Miss Universe 1929 – Lisl Goldarbeiter. A Queen in Wien
Regie und Drehbuch: Peter Forgacs NL/ A 2006, 70 Min.
Der Film begibt sich ausschließlich mit Archivmaterial auf die Spurensuche nach Österreichs ehemaliger Miss Universum, die von ihrem Cousin Marci bis zu ihrem Tod mit seiner 9,5mm Kamera gefilmt wurde. Péter Forgács thematisiert in seinem Film eine Geschichte, die von Schönheit und Liebe genauso erzählt wie von Krieg und Katastrophe. Im Vordergrund steht die Verflechtung privater mit historischer Geschichte. Das Schicksal der jüdischen Familie Goldarbeiter war schließlich direkt mit den Geschehnissen jener Zeit eng verwoben.
20:00 Uhr
Der vergessene Krieg - San Gusmè und das Theater der Erinnerung
Regie: Eduard Erne, Ulrich Waller. Drehbuch: Eduard Erne, Ulrich Waller. D 2015, 88 Min.
Im Sommer 1944 verübte die deutsche Wehrmacht in einem toskanischen Dorf eine blutige Vergeltungsaktion. 70 Jahre später erinnert das deutsch-italienische Theaterprojekt „Albicocche rosse“ (Blutige Aprikosen) an die grausamen Ereignisse von damals und fragt nach den Lehren für die Gegenwart. Der Film dokumentiert Entstehung und Fortgang des von dem Hamburger Regisseur Ulrich Waller initiierten Projektes bis zur Aufführung.
22:00 Uhr
Son of Saul
Regie: Laszlo Nemes HU, 2015 107 Minuten
OSCAR 2016 für besten fremdsprachigen Film
“Son of Saul” spielt in Auschwitz im Jahr 1944: Saul muss dort einer furchtbaren Arbeit nachgehen: Ihm ist die Aufgabe übertragen worden, die Leichen seiner getöteten Mithäftlinge zu verbrennen. Eines Tages meint er unter den Toten den Körper seines Sohnes entdeckt zu haben. Er versucht, das Verbrennen zu verhindern und dem Toten die letzte Ehre durch eine traditionell jüdische Bestattung zu erweisen. Damit bringt Saul nicht nur sich selbst, sondern das ganze Sonderkommando in Gefahr.
Pro Film: € 7,50 | alle 3 Filme € 15,--
Kartenreservierungen erbeten unter: +43/3352/31060
Gedenken
Gedenkfeier für alle Opfer des Südostwallbaus
Sonntag, 3. April
14.00 Uhr
Mahnmal Kreuzstadl Rechnitz
mit Paul Gulda (RE.F.U.G.I.U.S.)
Oberkantor Shmuel Barzilai
Videozuspielung: : Agnes Heller
Agnes Heller, geboren 1929, überlebte den Holocaust in Budapest. Die Philosophin wurde nicht nur von den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus, sondern auch vom Kommunismus geprägt. Sie lehrte in Melbourne und ab 1986 in New York. Heute lebt Agnes Heller wieder in Budapest.